Sonntag, 14. Juli 2013

BlauMachen im Harz

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vom 24 bis 27. Juni 2013
Und ich war dabei und es hat mir so gut getan!
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Die Strecke zog sich ganz schön lang hin, sah auf der Karte irgendwie kürzer aus, als sie sich gefahren anfühlte und ich war letztlich ganz zufrieden, dass ich nur auf dem Beifahrerplatz saß. Nach dem Autobahngebrause dann so viel Gegend, Felder, Bäume und Kurven, wie Löcher im Asphalt. Auf den Feldern leuchteten einen Klatschmohn, Margariten, Kornblumen und Kuckucksnelken an und die Straße führte durch tiefe sattgrüne Wälder. Da erst wurde mir wirklich bewußt, wie lange ich schon nicht mehr irgendwohin unterwegs gewesen war.




Wie (fast) immer, wenn ich (für meine Verhältnisse) Größeres plane, tauchen, aus dem Nichts quasi, Bremsklötze auf. Ein anderweitig lange ersehnter Termin, zu dem ich Begleitung zugesagt hatte, fiel ausgerechnet auf den ersten Kurstag, so dass ich die Einführung nicht mitbekam und mich erst am zweiten Tag zur Indigofärbegruppe dazu gesellen konnte. Die Anderen hatten da schon klassische Blaudrucke vorbereitet und einen Film zum Indigothema angesehen. Da fühlt man sich ein bisschen wie ein Frischling unter alten Hasen, wenn einem ein ganzer Kurstag fehlt, aber ich wurde freundlich aufgenommen und es ging dann auch gleich los mit dem Küpen ansetzen. 

Danke, Petra, dass ich dein Tuch mit
dem ungeliebten 'Huhn' drauf
adoptieren durfte ;o)

Wir wurden angeleitet Karins liebevoll durch das kalte Frühjahr hochgepäppelten Waid zu ernten und während die Blätter ausgekocht wurden, hatte ich ein wenig Zeit mich umzusehen. 

Die Guten ins Töpfchen,
die Schlechten auf den Kompost.
~ Waidblätterernteverarbeitung ~


So viele freundliche, wohl bedachte, mit Hand und Herz im Einklang geschaffene Objekte machen dieses kleine Anwesen zu einem ganz besonderen Ort. Leider habe ich nur die Wenigsten auch fotografiert, stelle ich im Nachhinein fest.

Gleich neben der Einfahrt zum Hof wohnt diese
nette, fette Filzschnecke von Armin Tegeler

Karin und Armin sind sehr gastfreundliche Leute!
~ Insektenhotel ~


Sieh da, der feisten Filzspinne ist
ein kleiner Elch ins Netz gegangen
[anklicken vergrößert]


In der Hütte geht 's schon mit dem Färben weiter

Auch die Indigoküpen waren etwas ganz Besonderes für mich. An diesen Farbstoff hatte ich mich vorher noch nicht dran getraut, wiewohl mir die Magie seiner Verwandlung schon einige Male begegnet war. Und ich war sehr neugierig das Blaue Wunder selbst zu vollbringen. 

Merke: Was vorzeitig Luft holt kriegt Flecken.
~ Wundervoller Eigensinn ~
 Wir hatten in den vier Tagen insgesamt reichlich Gelegenheit diverse Küpen auszuprobieren, resultierende Blaus auf verschiedenen Stoffen, Fasern und Garnen zu vergleichen. Außerdem gab es einen roten und einen gelben Färbetopf für Überfärbungen zu Violett und Grün. Karin hatte an alles gedacht.


Die Leinen füllten sich schnell mit Stoff und Garn

Bis ich die diversen Ingredienzen nebst anhängiger chemischer Reaktionen aber zweifelsfrei unterscheiden kann, muss ich meine Nase wohl noch einige Male ins mit etlichen Rezepten bestückte Skript von Karin stecken und gründlich bebrüten. Chemie zu begreifen ist, obwohl ich sie sehr spannend finde, nicht gerade eine natürliche Begabung von mir und erfordert explizite Kopfarbeit. Und die Indigoküpe an sich werde ich wohl erst richtig begreifen, wenn ich die Eine oder Andere zu Hause ansetze, ihre Einstellung überwache und schlicht damit arbeite. Wie mit Vielem im Leben ist auch bei der Färbeküpe das Sich-Vertraut-Machen der Schlüssel zum Verständnis. Derweil erinnere ich mich an diese Bilder der Kalk-Eisen-Küpe und finde die Farben und Texturen einfach nur zum Niederknien. Außerdem stinkt diese Variante nicht, sie duftet vielmehr und sie muss nicht mit Wärme verwöhnt werden. Aber vor allem ins optische Erscheinungsbild habe ich mich verliebt. So lebendig.

Füttern der Stammküpe

Kalksediment aufrühren
Mein großer Dank an Karin und Armin, dass sie diese Erfahrungen möglich machten! ;o)
Karin sei im Besonderen gedankt für ihre Geduld mit uns Indigo-Neulingen!

Unsere Gruppe bei der Arbeit.
~ Rainfarnzubereitung für den gelben Färbetopf ~

 Und Armin für leckere Holunderblüten-Pfannkuchen und intensive Gespräche!

Die kleine Aufmerksamkeit des Hauses!
Holunderbüten-Pfannkuchen

Aber kein Grund für lange Abschiedszenen, ein paar Tage später war ich schon wieder dort zum Workshop mit Uli: 
Pflanzenfarben auf Pflanzenfasern.
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Und nicht zu vergessen: Liebe Agathe, herzlichen Dank, für unser Gespräch und dass du mich immer mitgenommen hast!
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Habt Alle einen schönen Sonnatg!

;o)

Samstag, 13. Juli 2013

BlogNachtragTag

Kein Blogpost im Juni, ja, wie kam das denn?
Lasse ich schon wieder alles schleifen, trotz bester Vorsätze?

Ich wollte die ganze Zeit einen launigen, kleinen Artikel zu meinen Solarfärbungen schreiben, die ja mangels Sonnenschein im Juni 2013 schlicht ins Wasser fielen. Aber angesichts der Land-unter-Bilder, die die lokalen Nachrichten bestimmten, befiel mich doch eine deutliche Hemmung. Das ist was, was ich einfach nicht bringe. Das Land soff großflächig ab, Menschen bangten um ihr Hab und Gut und Zuhause, ja selbst um ihr Leben, und die kleinen und großen Dramen für Tier und Natur, die ganz ohne Berichterstattung einfach still stattfanden, da schien mir meine verregnete Wolle dann wirklich nicht die Bohne einer Bemerkung wert.
So hier jetzt auch nur ein kleiner optischer Nachtrag.

Der Juni '013 war nass und kalt


Unter diesen Bedingungen dauerte ewig,
bis die Löwenzahnblüten bereit waren
ein bisschen Farbe an die eingelegte Wolle
abzugeben.
 
Ha! Kontaktfärbung von Löwenzahnblüten
Was alles drin war im Glas?
3 Strängchen diverse Wolle, etwas Kammzug,
ein BW-Läppchen (alles gebeizt in AL-Kaltbeize);
eine Hand voll Löwenzahnblüten mit Stängel,
zwei Wallnusshüllen vom letzten Jahr,
je eine Zwiebelschale in rot und gelb,
ein Stück getrocknete Granatapfelschale,
ein sauberer Suppenknochen,
ein Stück Kupferrohr.
Wie lange es im Regen rumstand?
hm ... ich glaube, bis meine Geduld am Ende war.

Dann war der Juni dadurch gezeichnet, dass meine Clusterkopfschmerzen in die nächste Episode gingen, nach fast 18 Monaten Pause. Das ist immer jeweils ein Einschnitt ins Leben, auf den ich mich erstmal einstellen muss. Aber es gelingt diesmal wirklich besser als die vielen Male zuvor und ich kann mich arrangieren. Ich kenne meine Trigger inzwischen sehr gut und vermeide sie wann immer es geht. Bei Nahrungsmitteln eh kein Problem, allerdings Stress als Auslöser lässt sich nicht immer vermeiden. Aber auch da lerne ich dazu und habe sowas wie eine StressStarre entwickelt, in die ich mich unwillkürlich fallen lasse, wenn's mir Innendrin zu viel wird. Auf die nächtlichen Attacken scheine ich keinen großen Einfluss nehmen zu können, aber wenn es bei ein bis drei Stück bleibt, kriege noch genug Schlaf, um mich tagsüber wohl zu fühlen. Vom Cluster gibt's aber kein Bild, wie auch, kann ich mir den Schmerz ja nicht mal vorstellen, wenn er nicht da ist.

Anfang Juni meldete ich mich auch endlich zu zwei Färbekursen im Harz an (Berichte folgen) und der Liebste sagte mir seine Chauffeurdienste zu. Seit Cluster und anderem gesundheitlichen Unbill kann ich ja nicht mehr selber weite Strecken fahren. Das ist mit die größte Einschränkung, die ich durch mein nicht mehr ganz Gesundsein erlebe. Aber es arbeitete in mir. Sollte ich's einfach riskieren, selber hin und zurück zu fahren? Die Zeit großzügigst planen und Pause machen, so oft mir auch danach sei? Da war dann ein ausnahmsweise richtig sommerlicher Juni-Tag, an dem fühlte ich mich so stark und belastbar, wie lange nicht und der Gedanke des selbstbestimmt in den Harz Reisens ließ mich nicht los. Alles klappte an diesem Tag, jeden Termin eingehalten, jeden Weg gefunden, Alles erledigt gekriegt und dazu noch nette Begegnungen gehabt und mich fit gefühlt. Warum also nicht selber fahren? Funktioniert doch  alles, ich bin doch gar nicht so angeknackst, wie es oft den Anschein hat ... 5 Minuten vorm wieder Zuhause sein dann ein von mir verschuldeter Kratz-Crash bei Tempo 10 km/h mit einem schwarzen Van, der scheinbar aus dem Nichts auftauchte. Wirklich mini und glimpflich, allen Göttern und Schutzengeln sei's gedankt! Mit dem Schrecken in den Gliedern und erstmal Gaffa verklebter Stoßstange nahm ich mir dieses Erlebnis aber doch zu Herzen und fuhr nicht selber.

Uff, das war dann erstmal der allgemeine Juni-013-Rückblick.
Und dann ließ ich mich endlich in den Harz zum Indigo-Workshop kutschieren ...

(... und wie so oft bin ich unsicher, ob ich das Alles hier preisgeben möchte. Dieses medizinische Gefrickel, das nun schon Jahre mein Leben und Erleben einschränkt und belastet. Die fremdbestimmten Umstände, von denen in diesem Blog noch gar nicht die Rede war und die hinzunehmen mir so schwer fällt. Ich weiß es nicht wirklich, ob das hier her gehört, wollte ich doch ursprünglich nur das Kreative dokumentieren, das ich mir wieder erobert habe, eine Referenz haben für das, was ich für mich als schön und gelungen verbuche in diesem ganzen Wirrwarr, der mein Leben zu sein scheint. Aber es gehört halt das Eine ebenso wie das Andere zu mir ...)

Und das Solarfärbeglas wurde neu bestückt mit allerlei Grün und Bunt, das sich mir in den Weg reckte.

Allerley zwischen Wolle im Glas #2
... und ich muss sagen, bis hier beim Blogpost basteln alles in trockenen Tüchern ist, bin ich schon reichlich genervt. HTML-Tabellen-Gefrickel und ein Editor, der klare Anweisungen in ein TabellenHoppelLayout verwandelt, ist ein bisschen zu viel für meine Geduld. Aber ich werde tapfer weiter machen ...

;o)